Bildung ist ein Menschenrecht! Die Forderung nach „Bildung für alle“ ist daher nur angemessen. Doch so einfach die Forderung, so schwierig ist deren Umsetzung. Denn nicht nur in Zeiten weltweiter Krisen, sondern auch durch die Ökonomisierungstendenzen von Bildung zeigt sich, dass die emanzipatorische Bedeutung von Bildung weltweit derzeit noch zu gering geschätzt wird. Dabei ist Bildung zentral für die Stärkung des Menschen, da sie zu dessen Ermächtigung beiträgt und so zu Veränderungen führt.
Der Begriff Bildung ist allgegenwärtig und viel diskutiert. Er reicht von Publikationen wie „Bildung – alles was man wissen muss“ über die PISA-Studie und die Debatte über die Aufgabe von Schulen und Lehrpersonal bis zu lebenslangem Lernen. Das entwicklungspolitische Bildungsthema der Aktion Familienfasttag „Bildung für alle – eine globale Herausforderung“, legt seinen Fokus aber weder auf das bürgerliche Ideal von Bildung noch auf die Ziele der politisch umstrittenen pädagogischen Systeme. Im Blickpunkt steht das Menschenrecht auf Bildung und seine emanzipatorische Bedeutung für die Menschen als GestalterInnen ihres Lebens.
Idee der Volksbildung
Die Idee und Forderung nach Bildung für alle ist alt. Sie wurzelt im Gedanken der Volksbildung Ende des 19. Jahrhunderts, der nach 1945 vom Begriff der Erwachsenenbildung abgelöst wurde. Hinter dieser Forderung steht der Wunsch nach Demokratie bzw. Bildung für alle zugänglich zu machen und somit alle als gleichberechtigt anzusehen. Diese Grundforderung ist Jahrzehnte später auch bei Paulo Freire zu finden, der mit seiner „Pädagogik der Unterdrückten“ aktueller denn je ist. Bei Freire steht ein Konzept im Vordergrund, welches Bewusstsein über sich selbst und Handlungsspielräume eröffnen kann und soll. Ein Konzept für die Alphabetisierung Erwachsener, welches im nicht-formalen Bildungsbereich entwickelt wurde.
Bildung ist ein Menschenrecht
Mittlerweile hat sich Bildung als Menschenrecht in der internationalen Gemeinschaft durchgesetzt. Die Staaten sind verpflichtet, das Recht jedes Menschen auf Zugang zu einer qualitativ guten Bildung zu ermöglichen. Die Vereinten Nationen und die UNESCO (der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) haben hierfür Instrumente entwickelt, die dazu dienen sollen, das Recht auf Bildung durchzusetzen. Denn dieses fundamentale Menschenrecht ist wesentlich für die Ausübung aller anderen Menschenrechte. Es fördert individuelle Freiheit und Empowerment und ist entscheidend für die Etablierung von „Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt“. Bildung wird als ein mächtiges Instrument verstanden, um wirtschaftlicher und sozialer Marginalisierung zu entgehen und die Teilnahme als StaatsbürgerIn wahrzunehmen. Daher ist es in mehreren UN-Menschenrechtsdokumenten verankert: die Allgemeine Erklärung der Menschrechte (Art.26), der UN-Sozialpakt (Art.13 und 14), das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Art.28 und 29).
Zahlreiche Projekte fördern verschiedene Arten der Bildung
Bildung findet auf vielen Wegen statt: in "nicht formalen Schulen" kleiner Gemeinschaften in Indien, die Kinder auf den Besuch einer Regelschule vorbereitet werden. Durch Stipendien für benachteiligte Mädchen und Frauen in Nicaragua, damit Frauen am Arbeitsmarkt die selben Chancen wie Männer erlangen können.