Sorge weltweit in's Zentrum der Gesellschaft rücken!
Die Pandemie hat besonders deutlich gezeigt wie sehr wir Menschen weltweit, aber auch die Wirtschaft von bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit abhängig ist. Warum bleibt sie dennoch unsichtbar, unterbezahlt und unzulänglich wertgeschätzt?
Eine Geschlechterfrage?
Frauen und Mädchen übernehmen weltweit täglich mehr als 12 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit. Würden diese 12 Milliarden Stunden auch nur mit dem Mindestlohn bezahlt werden, wäre dieser Sektor der größte Wirtschaftszweig überhaupt! Und dennoch, Sorgearbeit wird solange Frauenarbeit bleiben, als Berufsfelder stereotyp zugewiesen werden. Diese Zuschreibung ist durch Normen und Werte so gefestigt, dass die Verantwortung von Frauen für die (unbezahlte) Sorgearbeit schon „natürlich“ scheint.
Sorgearbeit unter prekären Lebensbedingungen
In vielen Ländern des Globalen Südens ist die staatliche Bereitstellung von Daseinsvorsorge besonders unzureichend. Die schlechte Infrastruktur und das Fehlen sozialer Institutionen erhöhen den Arbeitsaufwand von Frauen und Mädchen in der Sorgearbeit enorm. Das betrifft beispielweise die notwendige Zeit, um Wasser und Brennholz zu holen, die Beaufsichtigung von Kindern oder die Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen.
Eine tiefgreifende Sorgekrise...
Die Überlastung vieler Sorgetragender und fehlende Fürsorge sind auch kein individuelles, sondern ein systemisches Problem. Durch schlechte Rahmenbedingungen werden Menschen strukturell gehindert, ausreichend gut füreinander sorgen zu können. Menschen, die abhängig sind von der Fürsorge, Versorgung und Zuwendung anderer, erhalten diese Fürsorge also nicht mehr in ausreichendem Maß. Gründe dafür sind zunehmende Kosteneinsparungen, die Kürzung von öffentlichen Leistungen und eine Individualisierung der Sorgearbeit.
... mit globalen Folgen.
Diese grundlegende Sorgekrise in vielen Ländern des globalen Nordens, wird dabei auf die Länder des Globalen Südens ausgelagert, zum Beispiel die Philippinen. Dafür wird auf noch billigere Arbeitskräfte aus Ländern, wo Armut und Not noch größer sind, zurückgegriffen. Denn für viele Frauen im Globalen Süden sind die Lebensverhältnisse so prekär, dass Migration zum einzigen Ausweg wird. In den Zielländern übernehmen sie vor allem Sorge-Tätigkeiten, jedoch oft ohne Vertrag, schlecht bezahlt, ohne Rechte und soziale Absicherung!
In unserer Bildungsarbeit widmen wir uns dem Thema Sorgearbeit. Dabei stärken wir Visionen für eine Welt, in der Sorgearbeit weltweit in's Zentrum politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Debatten gerückt wird.
Gemeinsam für eine Zukunft miteinander füreinander!
Das Thema Sorgearbeit betrifft uns in Österreich genauso wie alle unsere Partner:innenorganisationen. Besonders eindrücklich wird dies in der Arbeit unsere Partner:innen von den Philippinen.
Das Mindanao Migrants Center unterstützt Arbeitsmigrant:innen, die vorwiegend für die Sorgearbeit ins Ausland gehen. Sie klärt sie auf über ihre Risiken und Rechte. Sie steht ihnen bei, wenn sie in Not geraten, berät und begleitet sie, wenn sie Opfer von Gewalt und Missbrauch werden und kümmert sich um ihre daheimgebliebenen Kinder. Die Frauen von MMCEAI setzen sich ein für die Rechte von Arbeitsmigrant:innen und mehr Zukunftschancen für sie und ihre Kinder.
Ein anderes Beispiel sind unsere Partner:innen von der Frauen- und Nachbarschaftsinitiative AKKMA, die zeigen wie gute Sorge trotz schwieriger Lebensbedingungen funktionieren kann.