KUMARE – mehr als ein Mikrokreditprogramm
Armut stellt sich aus mancher Perspektive als rein wirtschaftliches Problem dar. Entsprechend eindimensional fällt auch die Lösung aus: Kleinst- und Kleinkredite ermöglichen wirtschaftlich benachteiligten Menschen Rohstoffe und Materialien zu kaufen und so ihr Geschäft aufzubauen, ohne in Abhängigkeit von Rohstofflieferant*innen zu geraten. Muhammed Yunus wurde für seine Mikrokreditprogramme mehrfach ausgezeichnet und hat damit viele andere inspiriert.
Aus der Kraft der Solidarität
Auch die Sionschwestern rund um die australische Ordensfrau Sr. Oonah O’shea haben daran Anleihe genommen und gründeten 1991 ein Mikrokreditprogramm für benachteiligte Frauen in der Prälatur Infanta im Osten der philippinischen Hauptinsel Luzon. In dieser gebirgigen Gegend der Sierra Madre leben die Menschen hauptsächlich von Fischfang und kleinteiliger Landwirtschaft. Bergbau und Abholzungen bedrohen bis heute ihre Lebensgrundlagen. Die Gründer*innen der Initiative gingen über den rein wirtschaftlichen Ansatz hinaus. Ziel war es von Anfang an, dass die Frauen sich gemeinsam und solidarisch Wege zu einem regelmäßigen Einkommen erschlossen. Weiterbildungen und gemeinsame Aktivitäten stärkten die Frauen in ihren Fähigkeiten, ihre Lebensbedingungen selbst zu verbessern. Um diesen Aspekt zu unterstreichen, nannten sich die Frauen auch „KUMARE“, was so viel wie „Kameradin“ oder „Schwester“ bedeutet. Das unterscheidet sie bis heute von anderen Mikrokreditprogrammen, die es mittlerweile in der Region gibt.
Die Frauen sind Mitglieder von Kumare und organisieren sich selbst in Fünfer-Gruppen. Rund acht Gruppen bilden ein Center, das sie selbst leiten. Sie treffen sich regelmäßig zum Austausch, um sich weiterzubilden, gemeinsam Aktivitäten zu planen und zu arbeiten. Einmal im Monat zahlen sie ihr Erspartes in die gemeinsame Spargruppe ein. Begleitet werden sie dabei von den gut ausgebildeten Mitarbeiter*innen von Kumare. So entsteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das Selbstvertrauen, Kooperationsbereitschaft und Solidarität untereinander fördert. In den vergangenen zehn Jahren bauten drei Center sogar kleine erfolgreiche Sozialunternehmen zur Produktion von Lebensmitteln, Kleintierzucht oder Gemischtwarenhandlungen auf.
Neuanfang nach der Katastrophe von 2004
Eine Wende in der Arbeit hat die Flut- und Murenkatastrophe 2004 mit sich gebracht, bei der beinahe 2.000 Menschen umgekommen sind und rund 1.000 Häuser zerstört wurden. Nach dem Wiederaufbau, der zu einem Gutteil aus Spendengeldern der Aktion Familienfasttag finanziert wurde, rückten Umweltschutz und ökologische Aspekte in die Aufmerksamkeit der KUMARE-Frauen. Denn sie haben erkannt, dass die verheerenden Folgen des Wirbelsturms auf die massiven Abholzungen der Berghänge zurückzuführen waren. Die Wassermassen konnten so ungehindert in die Erde eindringen und mächtige Erdrutsche auslösen.
Seither setzen sich die KUMARE-Frauen aktiv für den Erhalt der natürlichen Ressourcen ein. Begonnen haben sie mit Aufräum- und Pflanzaktionen und Sommercamps zur Umweltbildung für Jugendliche. Später wurden sie auch Teil der „Task Force Tierra Madre“, die sich gegen illegale Abholzungen, die Vergabe weiterer Abholzungskonzessionen, den Bau von Staudämmen und Bergbau-Pläne stark macht. Einige KUMARE-Frauen haben mittlerweile auch politische Funktionen in ihren Gemeinden übernommen und setzen sich für ein nachhaltiges und solidarisches Miteinander ein.
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Nur durch die Unterstützung vieler engagierter Spender*innen, sowie dem ehrenamtlichem Engagement vieler Frauen und Männer in ganz Österreich ist es uns möglich, Projekte wie KUMARE zu unterstützen.
Darüber hinaus wollen wir uns für die finanzielle Unterstützung des Projekts KUMARE beim der Fastenaktion St. Pölten bedanken!