Jedes Jahr werden die Ernten kleiner
Nepal gehört zu den am meisten von der Klimakrise betroffenen Ländern der Welt. Extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen nehmen zu, Schädlinge zerstören die kargen Ernten. In einigen Regionen migrieren daher 75% der Männer ins Ausland, meist nach Indien, um dort als Billiglohnkräfte in der Landwirtschaft zu arbeiten, während ihre Frauen zuhause versuchen, den heimischen Äckern genug Ertrag abzutrotzen, um ihre Familien zu ernähren.
Parpati Chaudhary wohnt mit ihrer Familie im Bezirk Kailali im Südwesten Nepals, nahe der indischen Grenze. In dieser dicht besiedelten Region der Terai Tiefebene leben unterschiedliche ethnische Gruppen dicht nebeneinander. Sie setzen sich aus verschiedenen Ethnien der ursprünglichen Bevölkerung zusammen, zum Beispiel den Tharus oder auch Einwanderer*innen, aus dem Hügelland Nepals oder aus Indien.
Parpati Chaudhary ist eine Tharu. Wie es ihre Mutter, Großmütter und Urgroßmütter vor ihr gemacht haben, pflanzt auch sie Gemüse und Mais an, sowie Linsen, Senf, Weizen und Reis. Normalerweise reicht die Ernte für die Versorgung der Familie aus. Den Überschuss an Weizen und Reis verkauft die Bäuerin am Markt, und kann sich so ein kleines Einkommen sichern.
Die Frauen in Nepal spüren die Auswirkungen der Klimakrise am meisten. Obwohl sie am wenigsten dazu betragen haben
Die ausbleibenden Regenfälle machen Parpati Chaudhary große Sorgen. Die Gemüseernte wird heuer noch schlechter ausfallen als im Jahr zuvor. Für Parpati und all die anderen Bäuerinnen im Dorf ist klar: Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits massiv spürbar.
Die Herausforderungen, mit denen Frauen wie Parpati Chaudhary zu kämpfen haben, sind vielfältig. Allen voran ist es die große Unsicherheit der Wetterextreme, die eine Planung und Sicherheiten schwierig machen. Einmal bleibt der Regen aus. Dann lassen Hitze und Dürre die Ernte vertrocknen. Ein anderes Mal zerstören Regen und Überschwemmungen die Erträge.
Gesundheitliche Folgen werden bereits spürbar
Fällt die Ernte schwächer oder sogar ganz aus, haben viele Familien ein existenzielles Problem. Sie können kaum mehr etwas verkaufen und sich so ein Einkommen erwirtschaften. Doch auch das Angebot proteinreicher Nahrung aus der Natur wird durch die Trockenheit gefährdet. Es gibt weniger Fische, Frösche und Flussschnecken, die gegessen werden können. Selbst der Rückgang an Schlangen wirkt sich aus. Denn sie leisten wiederum einen wichtigen Beitrag im Ökosystem, indem sie die schädlichen Nagetiere und Insekten fressen. Darüber hinaus bereiten neue aufkommende Schädlinge wie der Heerwurm den Frauen große Sorgen.
Frauen leiden am meisten unter dem Klimawandel
80% Prozent der Frauen Nepals arbeiten in der Landwirtschaft. Doch nur nur ein Fünftel der Frauen Nepals besitzen selbst Land. Und nur ein Zehntel davon haben auch tatsächlich Kontrolle darüber. Durch die hohe Arbeitslosigkeit und Armut suchen viele Menschen nach anderen Einkommensquellen. 75% der Männer in der Region Kailali verlassen ihre Familien, um im Ausland – vor allem im benachbarten Indien – Arbeit zu finden. Die Frauen bleiben damit meist allein zurück. Allein mit der Last einer immer schwieriger werdenden Landwirtschaft, und allein mit der Versorgung der Familie.
Das vorherrschende patriarchale System verlangt es von einer „guten“ Frau und Mutter, dass sie beim Essen zugunsten der Männer und Kinder verzichtet. Daher sind es die Frauen, die als erstes unter den Mangelerscheinungen, einer Folge der unausgewogenen Ernährung leiden. Dadurch belastet sie die körperlich immer anstrengender werdende Arbeit umso mehr. Außerdem steigen mit der Klimakrise Infektionskrankheiten, die z.B. durch die vermehrt auftretenden Moskitos übertragen werden. Das ohnehin geschwächte Immunsystem und die schlecht ausgebaute Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region tun ihr Übriges.
Das Social Work Institute: Trainings für eine resilientere Landwirtschaft
Besonders in schwierigen Lebenssituationen ist es wichtig, sich zusammen zu tun, sich zu organisieren und einander zu unterstützen. Das machen auch die Frauen in Kailali. Unterstützt durch die kfb-Partnerinnenorganisation „Social Work Institute“ (SWI) haben sich zahlreiche Frauen in Kooperativen zusammengefunden, in denen sie gemeinsam sparen, sich austauschen und weiterbilden.
Die Mitarbeiter*innen des Instituts nutzen ihre Expertise und fördern den Aufbau und die Weiterentwicklung der Kooperativen. Sie stehen mit ihrem Wissen und ihrem Rat zur Seite und organisieren Fortbildungen, wie z.B. landwirtschaftliche Trainings. So fördert SWI den Aufbau und die Weiterentwicklung der Kooperativen.
Die Arbeit trägt bereits erste Früchte!
Günstige Kredite
Erfolge stellen sich auf mehreren Ebenen ein. Erstens können die Kooperativen durch die Ersparnisse günstige Kredite für die Mitglieder vergeben. So wird es plötzlich möglich, dass kleine Investitionen in die Landwirtschaft auch für sie finanzierbar werden. Viele Familien konnten so ihr Einkommen und damit die eigenen Lebensbedingungen verbessern.
Mehr Rechte für Frauen
Zweitens, und das ist besonders bestärkend für die Frauen in den Kooperativen, ist die Bewusstseinsarbeit mit und für Frauen! Frauen, die früher kaum ihr Haus verlassen haben, setzen sich nun gemeinsam für ihre Rechte ein, treten auf gegen Gewalt, Kinderheirat und Menschenhandel.
Die Frauen in Kailali sind nicht allein!
Die Erfolge des „Social Work Institute“ gemeinsam mit den Frauen in den Kooperativen motivieren auch uns als Katholische Frauenbewegung und stärken unser Vertrauen in die nun über 30-jährige Zusammenarbeit mit dem „Social Work Institute"
Untestützen auch Sie die Frauenkooperativen in Kailali und unsere Arbeit in Nepal mit Ihrer Spende!
Viele Frauen in Kailali wie Parpati Chaudhary oder Hira Chaudhary (4.v.r) sind Mitglied einer Kooperative. Ihre Kooperative nennt sich „Janachetana“. Die ursprünglich nur ehemaligen Kamaiya offenstehende Kooperative besteht heute aus 519 Frauen verschiedenster Herkunft. Die meisten Kredite vergibt die Kooperative für Ackerbau, Ziegen- und Schweinezucht sowie für Gesundheit und Bildung. SWI - Agrartechnikerin Sunita Chaudhary (3.v.l) unterstützt die Frauen mit ihrem Wissen.